Die Legende von der Erschaffung des pflegenden Angehörigen.
Als der liebe Gott den pflegenden Angehörigen erschuf, machte er bereits am 6. Tag Überstunden. Da erschien ein Engel und sagte: „Herr, ihr bastelt aber lange an dieser Figur!“ Gott antwortete: „Hast du die lange Liste spezieller Wünsche auf der Bestellung gesehen?
Sie sollen als Mann und Frau lieferbar sein, wartungsfrei und leicht zu desinfizieren sein...aber nicht aus Plastik. Sie müssen Nerven wie Drahtseile haben, sie sollten mit einem stabilen Rücken ausgestattet sein, auf dem man fast alles abladen kann.
Die Modelle sollten natürlich auch ohne Ausbildung perfekt pflegen können, gleichzeitig aber auch Familie und den Job nicht vernachlässigen. Ach und zum Schluss müssen sie 5 Dinge zur gleichen Zeit tun können und dabei immer noch eine Hand frei haben.“
Da schüttelt der Engel den Kopf und sagt: „6 Hände? Das wird kaum gehen.“ „Die Hände machen mir keine Sorgen“, sagte der liebe Gott“, aber die 3 Paar Augen, die schon das Standardmodell haben soll: 1 Paar das Nachts durch die Wände sehen kann, 1 Paar im Hinterkopf, damit sie sehen können, was vor ihnen verborgen wird, und das wichtigste überhaupt kommt nach vorn.
Damit kann man den Angehörigen anschauen und ihm ohne Worte deuten: Ich verstehe Dich und bin für Dich da, ohne dass die Modelle ein Wort sprechen müssen“. Der Engel zupft Gott leicht am Ärmel und sagt: „Geh schlafen Herr, mach morgen weiter.“ „Ich kann nicht“, sagte der liebe Gott, „ich habe bereits geschafft, dass sie fast nie krank werden und wenn doch, heilen sie sich selber.
Sie haben nie das Bedürfnis nach Urlaub oder mal feiern gehen. Außerdem vernachlässigen sie die Freundschaften. Der Ausgleich und die Hobbys werden eh völlig überschätzt.“
Der Engel ging langsam um das Modell der pflegenden Angehörigen herum. „Das Material ist zu weich“, seufzte er. „Aber dafür zäh“, entgegnete der liebe Gott, „du glaubst gar nicht, was das Modell alles aushält!“ „Können die Modelle denken?“, fragte der Engel. „Nicht nur denken, sondern auch Urteilen und Kompromisse schließen.
Außerdem können sie arbeiten bis zur völligen Erschöpfung“, sagte der liebe Gott.
Schließlich beugte sich der Engel vor und fuhr mit dem Finger über die Wange des Modells. „Da ist ein Leck!“, sagte er.“ Ich habe euch gesagt ihr versucht zu viel in das Modell hinein zu packen.
“ „Das ist kein Leck, das ist eine Träne!“
„Wofür ist die?“, fragte der Engel. „Sie fließt bei Freude, Trauer, Enttäuschung, Schmerz Verlassenheit, Unverständnis und völliger Überlastung!“, sagte der liebe Gott versonnen. „Die Träne ist das Überlaufventil!“